Derby-Time im Emmental - Wenn selbst Familien gespalten sind
14.01.2016 | 21:40
Wenn der SC Bern und die SCL Tigers auf dem Eis um Punkte streiten, dann sind oft Familien gespalten. Dass Derby selber wird im Eishockey auch die Mutter aller Derbys genannt.
Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts bestritten der SC Bern, der SC Langnau und der EHC Biel eine Berner Meisterschaft unter Ausschluss der anderen Klubs. In dieser Zeit gewannen die Langnauer den bis anhin einzigen Schweizermeistertitel (1976). Der SC Bern (1974/77/79) und der EHC Biel (1978/81/83) gewannen weitere Titel in dieser Zeitspanne. Seit der Einführung der Play-offs konnte von diesen drei Berner Klubs nur der SC Bern Erfolg auf dem Eis feiern. Die beiden anderen verschwanden Teilweise in der Versenkung der 1. Liga (Langnau) oder mussten lange in der NLB (Biel) agieren. Dennoch haben die Berner Derbys immer noch viel Brisanz.
In früheren Jahren waren Klubwechsel innerhalb der Kantons Bern verpönt. So hätte Oliver Anken kaum den Weg nach Bern gefunden. Oder Simon Schenk den Weg zum SC Bern. Die Liste der Namen liesse sich beliebig verlängern. Heute indes ist dies anders. Beat Gerber, Simon Moser und Thomas Rüfenacht kamen von den SCL Tigers zum SC Bern. Auf der anderen Seite wechselte Sandro Moggi, Martin Stettler und Dan Weisskopf zu den SCL Tigers, nachdem sie beim SC Bern aktiv waren. Auch auf Junioren Ebene ist der Austausch von jungen Spielern unter den beiden Teams rege. Und niemand regt sich darüber auf.
Faustkämpfe an der Tagesordnung
In den frühen Jahren gab es dann auch den einen oder anderen Faustkampf an der Ilfis zwischen den Bernern und den Langnauern. Ein Zwischenfall ist verbürgt. So soll nach einem solchen Kampf mehrere Langnauer und Berner in der Eiskalten Ilfis gelandet sein. Sehr zum Vergnügen der Fans beider Teams. Auch ist verbürgt, dass in der alten KA-WE-DE, als die Spiele noch unter freiem Himmel stattfanden, eine Schneeballschlacht zwischen den beiden Parteien begonnen haben soll. Notabene bei -25 Grad. Doch beide Fanlager haben die Gesunde Rivalität bis heute hochgehalten.
Nicht nur unter den Anhängern der beiden Klubs gab es diese gesunde Rivalität. Auch in den Familien wurde diese oft gelebt. Kaum eine Familie im Bernbiet welche nicht mindestens ein Mitglied dem SCL half. Oder umgekehrt. So wurde denn auch am Mittagstisch nach einem Spiel ausführlich über das letzte Spiel oder das anstehende Spiel diskutiert. Und manch ein Familienoberhaupt musste schlichtend eingreifen.
Noch heute sieht man diese Auswüchse, wenn man durch das Bernbiet fährt. Je nachdem wo man sich befindet sieht man denn auch die eine oder andere Fahne aus einem Haus hängen. Schnell wird einem dabei klar, wer in diesem Haus die Oberhand hat. All diese kleinen Neckereien gehören zu einem Derby. Dabei steht der Sport nicht wirklich im Vordergrund. Die Anhänger beider Mannschaften hoffen einfach nur auf einen Sieg gegen den jeweils anderen Klub. So wird es auch Morgen sein, wenn die SCL Tigers in der Ausverkauften Ilfishalle auf den SC Bern treffen wird. Auf das, dass das bessere Team siegen möge