Eishockeyticker

Emotionen zulassen - auch für Funktionäre

(Bildquelle: eishockeyticker)

Mit 1'750 Franken wurde Edgar Salis heute gebüsst. Er wurde wegen Schiedsrichterbeleidigung im Anschluss an das Spiel SC Bern - ZSC Lions, welche er in den Medien äusserte, belangt. Die Frage ist, ob dies gerechtfertigt ist.

Zur Vorgeschichte: Der SC Bern spielte gegen die ZSC Lions. Das Spiel war sehr emotional und vor allem im mittleren Spielabschnitt verloren die beiden Schiedsrichter, Daniel Stricker und Ken Mollard, oft die Übersicht. Kleine Vergehen wurden geahndet, offensichtliche Fouls indes übersehen. Teilweise war die Spielweise so hart, dass einige Spieler mit Verletzungen ausfielen. Nach dem Spiel äusserte sich Edgar Salis wie folgt gegenüber den Medien: "Die Schiris waren Scheisse. Eine solche Leistung ist unserer Liga unwürdig. Die sollen Mal in der NHL schauen." Die Frage ist nun, darf man eine solche Äusserung in den Medien nach einem Emotionalen Spiel tätigen oder nicht?

Es ist nichts neues, dass die Liga gegen Funktionäre vorgeht, welche sich in der Öffentlichkeit mit klaren Worten gegen die Schiedsrichter äussern oder wegen deren Fehlleistung unter anderem auch mal das Ausfahrticket "verweigert". So wurde deswegen Marc Lüthi vom SC Bern ebenfalls gebüsst.

Salis hat sich nicht das erste Mal negativ über die Schiedsrichter geäussert. In einem Spiel gegen den HC Davos nahm sich deren Trainer die Schiedsrichter vor. Prompt folgten drei kleine Strafen gegen die ZSC Lions. Im Tagesanzeige fluchte danach Salis über die Schiedsrichter, dass diese "doch eine Mafia sei." Kostenpunkt für diese Aussage: 500 Franken.

Sport ist emotional

Emotionen gehören zum Sport. Diese sollen von allen Seiten respektiert werden. Es geht dabei aber auch um mehr. Es geht darum, dass Schiedsrichter auch kritisiert werden dürfen. Dabei dürfen auch Worte gewählt werden, welche den Emotionen zuzuschreiben sind. Sind nun die Worte von Edgar Salis eine solch hohe Busse wert?

Nein, Salis äusserte sich nach einem emotionalen Spiel auch selber emotional. Auch dessen "Konkurrent" gab ihm indirekt recht. Und wer das Spiel live im Stadion oder im Fernseher verfolgt hatte, kann sich mit diesen Aussagen identifizieren. Jeder Zuschauer hätte diese Aussagen unterschrieben.

Auf der anderen Seite haben die Funktionäre einen Kodex einzuhalten. Dieser ist in den Verhaltensgrundsätzen des Verbandes niedergeschrieben. In diesen ist auch das beleidigen der Schiedsrichter und anderen Funktionären verboten und werden bestraft. Soweit so gut.

Was aber, wenn der Funktionär emotional handelt? Soll er sich denn zurücknehmen und keine Aussagen machen? Darf er seinen Gefühlen keinen freien Lauf lassen? Diese Fragen sind zweischneidig. Auf der einen Seite kann jeder den Frust von Salis nachvollziehen. Auf der anderen Seite muss er sich auf vergegenwärtigen, dass gerade solche Aussagen von den Medien gerne zitiert werden. Damit verstösst er indes gegen die Verhaltensgrundsätze des Verbandes und der Liga.

Keine Kritik an Schiedsrichter erlaubt?

Dürfen nun Schiedsrichter generell nicht kritisiert werden? Oder anders gefragt, darf man als Funktionär überhaupt nicht seine Meinungen kundtun? Ja und Nein. Wenn Kritik an Schiedsrichterleistungen aufkommen, so sollte der Funktionär wissen, dass eine jede Kritik in den Medien erschienen wird. Und dass er dafür bestraft werden könnte. Ist indes eine Kritik Gerechtfertigt, so sollte der Verband und die Liga die Leistungen der Schiedsrichter überprüfen. In diesem Falle war die Kritik berechtigt.

Nun folgt aber eine solch hohe Busse. Dies ist nicht nachvollziehbar. Natürlich ist Salis ein "Wiederholungstäter", natürlich sind die Worte harsch gewählt. Dazu gehört, dass die Schiedsrichter keine einfache Aufgabe haben. Die Liga muss diese Aufgabe schützen, aber auch verstehen, dass Bussen hier der falsche Ansatz sind. Es gilt auch die Leistungen der Spielleiter zu überprüfen. In diesem Falle war sie ungenügend und der Liga unwürdig. Dies Meinungsäusserung darf gemacht werden. Vor allem, wenn bedenkt wird, dass diese Worte unmittelbar nach Spielschluss gesprochen wurden. Emotionen gehören zum Sport und diese sollen gelebt werden können. Ohne mit solch hohen Bussen bestraft zu werden.