Fribourg vor schwerer Saison
06.08.2017 | 19:20
Kann Fribourg die letzte Katastrophen Saison vergessen machen? Kann der neue Trainer das Ruder herumreissen? Einfach wird das Unterfangen nicht. Das Pendel kann sowohl in die Relegationsrunde ausschlagen wie auch in die Playoffs.
Das Eishockey eine brutale Sportart sein kann ist bekannt. Doch wie viele Nackenschläge kann ein Klub einstecken? Einen, zwei oder gar drei? Fribourg kann die Antwort geben. Sie haben jedoch aufgehört, diese zu zählen. Zu oft war der Klub auf dem Papier ein Titelanwärter, scheiterten dann meistens in der Qualifikation und mussten in die Relegationsrunde oder die Play-Outs. Hämisch ziehen die gegnerischen Fans über den Klub her. Bilder kursieren im Internet, dass der Drache immer Titellos bleiben werde. Ein Klub, der eigentlich eine Identität hätte, diese aber immer wieder um stösst und neudefiniert.
Bykow taucht unter wenn es ihn braucht (Bild: eishockeyticker.ch / Barbara Zimmermann)
Dieses Jahr ist ein solches. Der Klub stösst alles über Bord, holt einen neuen Trainer, liess die Ausländer bis auf deren zwei gehen. Auf der anderen Seite verlängerte Sportchef Christian Dubé den Vertrag mit Andrei Bykow. Einem Spieler, der, wie auch Julien Sprunger, oft verletzt ist. Ein Spieler, der auch in der BCF Arena oft für Unverständnis stösst. Seine extrovertierte Art kommt in der Schweiz nicht an. Umgekehrt ist sein Wesen auf dem Eis. Wenn die Drachen ihn am meisten benötigen, taucht er ab. Ein Führungsspieler ist und wird er nie werden.
Julien Sprunger ist das Gegenteil von Bykow. Der eher introvertierte Spieler ist ein Führungsspieler. Auf und neben dem Eis übernimmt der Fribourger Verantwortung, stellt sich den unbequemen Fragen der Journalisten und sagt in der Kabine seine Meinung. Die Trainer, die mit ihm arbeiten sind voll des Lobes über ihn. Nie hört man von ihm ein böses Wort über seine Mitspieler in der Öffentlichkeit. Er kann auch bei Niederlagen hinstehen und die Gründe der Niederlage analysieren.
Sprunger kann nur in Fribourg Erfolg haben (Bild: eishockeyticker.ch / Barbara Zimmermann)
Wenn es da nur nicht dieses eine Problem gibt. Sprunger kann nur in Fribourg funktionieren. Dort, in einer Umgebung, die der Spieler seit Jahren kennt. Hier fühlt er sich wohl, kann seine Herausforderung annehmen und kennt die Kultur seines Klubs in- und auswendig. Bei einem der grossen vier Klubs könnte er nicht so spielen und auftrumpfen wie dies in Fribourg der Fall ist. Bei diesen wäre Sprunger verloren.
Noch weis Mark French, der neue Trainer von all diesem nichts. Zuerst muss er das Schweizer Eishockey kennen lernen. Dies alleine wird den Kanadier einige Zeit beschäftigen. Dazu das Team und dessen Chemie kennen lernen und die Spieler für sein System begeistern. Wird ihm dies alles in kurzer Zeit gelingen? Zu hoffen wäre es.
Die beiden neuen Spieler Jonas Holos und Jim Slater sind gefordert. Jonas Holos wird in der Verteidigung viel ausrichten können. Der Captain des norwegischen Nationalteams ist ein harter Spieler, der sich nicht scheut, den harten Check am Gegner zu platzieren. In der Kabine wird der Norweger des Öfteren Klartext sprechen und seine Ideen einbringen.
Jim Slater wird im Sturm für die Musik sorgen. Er wird mit seiner Spielweise die Teamkollegen motivieren und nach vorne treiben.
Jim Slater kann der Unterschied ausmachen (Bild: eishockeyticker.ch/Barbara Zimmermann)
Auf der Position des Torhüters wurde Barry Brust geholt. Der Kanadier kommt vom KHL Klub Slovan Bratislava im Tausch mit Michal Repik. Die Herausforderung, ein Team zu stützen und nach vorne zu bringen hat er angenommen. Er spielt einen guten Butterfly Stil und kann unten eher selten bezwungen werden. Wie bei den modernen Torhüter üblich ist seine Schwachstelle auf der Fanghandseite wie auch auf der Stockhandseite.
Die Saison kann für Fribourg nur besser werden als die Vergangene. Sie werden nicht wieder in die Relegationsrunde müssen. Der Kader ist gut genug, um unter die besten acht Teams der Schweiz zu kommen. Danach ist alles möglich.
Die Frage ist nur, ob dann Mark French noch an der Bande stehen wird. Sollte das Team mit einer Niederlagenserie in die Saison starten, wird die Luft dünn. Dann kommt das Feingefühl der Führung und des Sportchefs zum Tragen. Dass sie dieses haben, ist nicht von der Hand zu weisen.