Geldsegen für die Klubs - Saläre könnten weiter steigen
19.01.2017 | 09:37
Der neue TV- und Vermarktungsvertrag mit der UPC und dem SRF kann für die Klubs eine Chance sein. Aber er birgt auch Risiken. Die Klubpräsidenten, die Sportchefs und auch die Spieler sind nun gefordert. Und die Fans sollten vorerst auf eine zu hohe Erwartungshaltung verzichten
Der gestern vorgestellte Verteilschlüssel für die neuen Medialen Rechte sieht auf den ersten Blick gerecht aus und könnte in der Schweizer Eishockeylandschaft dem einen oder anderen Klub die benötigte Finanzielle Stütze bieten. Immerhin erhalten die NLA Klubs rund 1 Million Franken mehr als mit dem alten TV-Vertrag, die NLB Klubs erhalten rund das doppelte. Angeschlagene Klubs könnten sich mit einer cleveren Strategie aus den roten Zahlen arbeiten. Die Frage ist nur, ob diejenigen Klubs, welche dies nötig hätten, auch diese Strategie verfolgen oder ob sie das Geld lieber in die Taschen der Spieler stecken werden.
Grundsätzlich begrüsse ich den Entscheid der Ligaversammlung die Gelder nicht an Leistungen gebunden zu verteilen. Mir stellt sich dabei aber die Frage, was werden die Klubs mit diesem Geldsegen in der Zukunft machen? Mancher Geschäftsführer, ob in der höchsten Spielklasse oder in der zweithöchsten, wird sich Gedanken machen müssen, wie er diese zusätzlichen Einnahmen investieren wollen. Hier könnte nun die Büchse der Pandora geöffnet worden sein.
Einige Klubs könnten nun der Versuchung erliegen, dieses Geld in die Spieler zu stecken, anstelle sich auf die Stabilisierung der Finanzen zu konzentrieren. Schliesslich will der Klub ja die Fans unterhalten und mit guten Spielern die Einnahmen aus den Eintritten erhöhen. Jeder Klub will die Play-offs erreichen und um den Titel mitspielen können. Verwerflich ist dieses Vorhaben sicherlich nicht. Die Frage ist nur, ob sich dann der Zuschauer weiterhin für dumm verkaufen lässt und die entsprechenden Klubs bei allfälligen neuen "Bettel- oder Spenden Aktionen" ohne Vorbehalt unterstützen wird.
Klubpräsidenten gefordert
Mancher Klubpräsident wird ab diesem Geldsegen daran denken den einen oder anderen Spieler einzukaufen. Solle es ein Ausländer der gehobenen Spielklasse sein, wird ihn der Sportchef fragen? Dann müsse er investieren. Oder soll es ein Spieler aus der Schweiz sein, der in der gehobenen Preisklasse angesiedelt ist? Auch da müsse er Investieren. Schliesslich, so der Sportchef, müsse der Klub konkurrenzfähig bleiben. Die anderen Klubs würden das Geld sicher auch für einen oder mehrere neue Spieler ausgeben.
Der Präsident des Klubs könnte aber nicht nur vom Sportchef unter Druck gesetzt werden. Auch die Fans erwarten vermutlich eine bessere Mannschaft, als dies bis anhin der Fall war. Der eigene Klub hat ja nun schliesslich mehr Geld zur Verfügung. Und dies soll gerade in die Spieler investiert werden. Die Erwartungshaltung der Fans würde weiter steigen und der Klub ihres Herzens soll in die Play-offs kommen. Schliesslich will der Zuschauer nicht in der schönsten Zeit des (Eishockey)Jahres aussen vor sein.
Spieler und Agenten könnten der Versuchung nicht wiederstehen
Und dann wären da noch die Agenten. Diese versuchen für ihren Klienten den Best möglichen Vertrag auszuhandeln. Schliesslich soll sein Auftraggeber am Ende der Karriere auf eine sichere Zukunft blicken können. Da nun die Klubs mehr Geld haben, könne der Agent sicher einen besseren Vertrag aushandeln und ihm so die Zukunft besser gestalten helfen. So oder ähnlich könnte der Spieler argumentieren.
Die cleveren und gutgeführten Klubs werden all diesen Versuchungen wiederstehen. Rettungsaktionen, wie diese in den letzten Jahren mit Ambrì, Kloten oder auch Fribourg von statten gingen, sollten nun der Vergangenheit angehören. Die einzelnen Teams könnten mit einer cleveren und vorausschauenden Strategie aus dem Tal der Mäzenen, der ewig roten Zahlen und des Bettelns herausfinden. Die Grundlagen dafür wären nun geschaffen. Doch werden die Klubs diese denn auch umzusetzen wissen? Es ist nicht davon auszugehen. Denn der Sport ist ein kurzlebiges Geschäft und nur dem Erfolg untergeordnet. Bleibt dieser aus, so ist auch der gewiefteste Präsident und der beste Sportchef nicht vor der Versuchung sicher, diese Mehreinnahmen in den Markt zu investieren. Und nicht in die Zukunft.