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Pestoni - vom Dorfkönig zum Mitläufer?

"Alea acta est" - Die Würfel sind gefallen. Inti Pestoni wechselt mit einem Dreijahresvertrag in die Medienstadt Zürich, zu den ZSC Lions. Damit wird ein Dorfkönig zu einem Mitläufer in einem starken Team. War dies die richtige Entscheidung für den 24-jährigen Stürmer?

Die Zürcher vermeldeten heute den Zuzug des 24-jährigen Spielers, welcher lange mit sich selber gerungen hat. Soll er seine Heimat verlassen und zu einem Grossklub gehen oder doch besser in Ambrì bleiben? Die Entscheidung fiel ihm offenbar nicht einfach. In verschiedenen Medien hat sich der Stürmer vor Saisonbeginn dahingehend geäussert, dass er eine rasche Entscheidung treffen wolle, damit sein Klub und die Verantwortlichen wüssten, wie seine Planung in Zukunft aussehen würde.

Dennoch zögerte sich die Entscheidung nun lange heraus. War dies seine Unsicherheit, sein Herz oder waren ihm die Offerten der Vereine nicht hoch genug? Oder sah er seine Zukunft bis zum Trainerwechsel in der Valascia, wo neu der "Harte Hans" (Kossmann) trainiert. Hat dieser seine Entscheidung beeinflusst? Die Entscheidung zu Ungunsten der Leventiener wird eine Mischung aus allem sein.

Kein gleichwertiger Ersatz

In Ambrì wird man den Abgang des Eigengewächses nicht kompensieren können. Die Identifikation eines ganzen Tales geht verloren und die Nordtessiner werden keine einfache Aufgabe haben, einen Nachfolger für Pestoni zu finden. Nicht nur in der Kabine war er ein Sprachrohr, sondern auch für viele Einwohner der Leventina der lebende Beweis dafür, dass Heimatgefühle mehr zählen als Geld.

Mehrere Male hat der Stürmer seinen Vertrag verlängert, obwohl er von der Konkurrenz gute Angebote erhalten hat. Nun hat er sich für einen Schritt entschieden, der nicht nur dem Klub selber Probleme bereiten kann, sondern auch ihm. Denn die Medienstadt Zürich ist nicht die beschauliche Leventina. Spätestens wenn es Pestoni in Zürich nicht laufen wird, werden die Stimmen nach einem Fehleinkauf laut werden.

Ähnliches erfuhren die Spieler Déruns und Rubin (beide zu Bern). Als es ihnen nicht lief wurden beide in den Zeitungen negativ beurteilt. Und suchten danach desillusioniert den Weg zurück in die Romandie. Déruns ist seither nur noch ein Schatten seiner selbst und Rubin kämpft mehr mit sich selber als mit dem Spiel. Wird dies auch Pestoni so ergehen?

Beim ZSC einer unter vielen

Pestoni mag noch ein kindliches Gesicht aufweisen. Mag vielleicht noch als jungendhaft gelten. Doch sein Entscheid nun zu den ZSC Lions zu wechseln, verdient Respekt. Mit dem Dreijahresvertrag setzt es sich bewusst selber unter Druck und hat die Pro- und Kontras gut abgewogen. Er will einen Schritt weiterkommen und endlich im Haifischbecken eines Top-Klubs ankommen und sich bewähren.

Endlich will er auch an einer Weltmeisterschaft spielen und sich dort beweisen. Er will einen Traum verwirklichen und einen Titel in sein Palmarée aufnehmen. All dies kann er in der Leventina nicht. Dazu muss er den Schritt machen. Er ist sich aber auch bewusst, dass er scheitern kann. Und kalkuliert das Risiko ein. Denn in Zürich wird er zu Beginn des Vertrages nur ein Spieler unter vielen sein.

Der Thomas Déruns des Tessins?

Wenn er sich dort beweisen kann, sich weiterentwickelt und nicht nach den kleinsten Schwierigkeiten aufgibt wird aus ihm ein grosser Spieler werden. Dann hat er das Zeug dazu ein nächster Manuele Celio zu werden. Und im Herbst seiner Karriere wieder in die Leventina zurückzukehren und dort ein schönes Kariereende zu erleben.

Scheitert er aber in Zürich, so wird er reumütig in die Leventina zurückkehren und als ewiges Talent gelten, welches nicht das Optimum seiner Fähigkeiten abrufen konnte. Und als Thomas Déruns des Tessins in die Geschichtsbücher eingehen.