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Raeto Raffeiner: "Fragen Sie Fiala"

(Bildquelle: eishockeyticker)

Die Schweizer Junioren kämpfen vermutlich gegen den Abstieg an, wenn nicht noch vier Punkte geholt werden können. Wir sprachen exklusiv mit Raeto Raffainer, Director Nationalteams des Schweizer Eishockeyverbandes.

Raeto Raffainer, in der Schweiz war gestern in einer Pendlerzeitung zu lesen, dass John Fust noch während der WM abgelöst werden könnte. Dies wäre ein Novum im Schweizer Junioren-Eishockey. Was kann man von diesem Gerücht halten?

Raeto Raffainer: Wir sind in mitten in einem Turnier und haben innerhalb weniger Tage vier Spiele zu bestreiten. Nun gilt der Fokus auf die Spiele gegen Kanada und die USA. 

Die Teamleistung der Junioren an sich lässt zu wünschen übrig. In der Vorbereitung trat die Mannschaft als Einheit auf. Diese ist seit dem Start in Helsinki nicht mehr vorhanden. Wie kannst Du dir dieses rasche Nachlassen erklären?

Raeto Raffainer: Natürlich haben wir uns nach den Vorbereitungsspielen mehr erhofft. Wir spielten im ersten Spiel gegen Schweden zuerst gut, kreierten nach 20 Sekunden bereits eine gute Chance und waren gut im Spiel. Danach kamen die Strafen. Diese haben uns aus dem Rhythmus geworfen und brauchten viel Kraft. Im Spiel gegen die Dänen haben wir zu wenig Kampfgeist gezeigt und wirkten energielos. Die Spielweise der Dänen hat wesentlich dazu beigetragen Nichtsdestotrotz sind wir noch mitten im Turnier undhaben nun noch zwei wichtige Spiele vor uns.

Nach dem ersten Spiel wurden vom IIHF gleich drei Spieler gesperrt. Zwei Sperren überraschten. Hat der Schweizer Verband auf internationalem Niveau an Einfluss verloren?

Raeto Raffainer: Ausgesprochene Strafen und das Netzwerk auf internationaler Ebene haben absolut nichts miteinander zu tun. Wir haben ein gutes Standing beim IIHF. Fakt ist, dass drei unserer Spieler gesperrt wurden und zwar von einem IIHF-Geremium, das mit Experten aus der ganzen Welt zusammenarbeitet. Dieses Gremium hat die Entscheide gefällt, welche wir ohne Wenn und Aber akzeptieren.

Haben diese Sperren die Mannschaft verunsichert? Es scheint, als hätten sich die Spieler nicht mehr getraut, im wichtigen Spiel gegen Dänemark ihren Körper einzusetzen. Checks waren Mangelware.

Raeto Raffainer: Man kann die beiden Spiele nicht vergleichen. Die Schweden hatten mehr Scheibenbesitz als die Dänen. Dies führt automatisch zu mehr Checks. Im Spiel gegen Dänemark hatten wir die Scheibe mehrheitlich. Zudem agieren die beiden Mannschaften mit unterschiedlichen Spielsystemen, was sich auch auf unser Spiel auswirkt.

Mit Kevin Fiala fehlt ein wichtiger Spieler an der U20. Der Verband versuchte ihn an die WM zu bringen. Er entschied sich, obwohl ihn die Nashville Predators freigaben, nicht zu kommen. Welche Gründe führte er an?

Raeto Raffainer: Das Umfeld von Kevin Fiala hat dies mit ihm so entschieden. Dies müssen wir akzeptieren. Ich finde es aber ein falsches Signal. Die U20-Nationalmannschaft ist das Ende der Pyramide in der Ausbildung. An einer U20-WM zu spielen sollte für jeden Junior ein wichtiges Ziel sein. Ich hatte eine Zusage erwartet. Er wäre für unser Team wichtig gewesen und hätte gleichzeitig auch den Klubs, die ihn ausgebildet  und ihm ermöglicht haben, dort zu sein wo er nun ist, etwas zurückgeben können.

Kann es sein, dass Fiala wegen Problemen mit John Fust nicht zugesagt hat, und seine Absage nur eine Farce war?

Raeto Raffainer: Das müssen Sie ihn selber Fragen.

Als Captain führt Timo Meier die Schweizer Mannschaft an. Aus der Ferne hat man das Gefühl, dass der das Amt nicht wirklich ausfüllen kann. Es fehlt eine Leaderfigur auf und neben dem Eis.

Raeto Raffainer: Das sehe ich nicht so. Timo macht einen tollen Job als Captain. In dieser Gruppe gibt es aber nicht nur Timo, sondern mehrer Leader, die jetzt gefordert sind.

Als aussenstehender hat man das Gefühl, dass die vielen Nebengeräusche, Sperren, Abwesenheit von Fiala und die Diskussion um Fust, sich auf die Leistungen des Teams auswirken.

Raeto Raffainer: Auch das sehe ich anders. Die Mannschaft ist nun seit dem 15.12 zusammen und hat eine gute Vorbereitung absolviert. Dieses gute Gefühl im Kollektiv ist nach den zwei Niederlagen natürlich etwas weg.. Dies zu hinterfragen, ist legitim. Doch das Turnier ist noch nicht zu Ende und es kann noch viel geschehen. Ich glaube an das Potential dieser Mannschaft.

Kommen wir noch mal auf die Sperren zurück. Interessanter weise sprach der IIHF bei vier Restausschlüssen am ersten Turniertag nur bei zwei Spielern weitere Sperren aus. So wurde der Stockendstich von den USA nicht weiter geahndet und der Check von Michal Zboril hatte auch keine weiteren Konsequenzen. Urteilt der IIHF hier nicht zu einseitig?

Raeto Raffainer: Ich kann das nicht beurteilen.  Wie bereits gesagt, der IIHF entscheidet in einem Gremium und mit Einbezug von weiteren Experten, ob eine Sperre ausgesprochen wird oder nicht. Ich finde das System sehr gut, auch wenn die Sperren nun uns empfindlich treffen. 

Die neuen Nationaltrainer Patrick Fischer ist das Bindeglied zwischen der U20 und der A-Nationalmannschaft. Unterstützt er dabei auch John Fust bei gewissen Entscheidungen?

Raeto Raffainer: John Fust ist der Trainer. Patrick Fischer stellt sich hier in Helsinki jedoch zur Verfügung, wenn Fragen auftauchen oder der Austausch gewünscht wird. Fischer ist aber auch hier, um sich international zu vernetzen, sich mit anderen Ländern auszutauschen und Spiele zu beobachten. Er ist auch nicht an den Teamsitzungen dabei.

Das Junioren-Eishockey in der Schweiz wir eher stiefmütterlich behandelt und die Top Liga, die Elite A Junioren, sind mit Spielern ab 17 Jahren bis 22 Jahren gespickt. Dies trägt nicht zu einer guten Förderung bei. Was kann hier der Director Nationalteams ändern?

Raeto Raffainer: Als Verantwortlicher für die Nationalmannschaften habe ich nur begrenzten Einfluss. Aber ich weiss, dass der Austausch zwischen den Klubs auch auf internationaler Ebene stattfindet. In der Abteilung Development wird der Austausch ebenfalls aktiv betrieben und die Feedbacks der Junioren-Weltmeisterschaften fliessen in deren Arbeit ein.

Kommen wir noch mal auf die Junioren-Nationalmannschaft zurück. Wie bereits vor einem Jahr verlor die Schweiz gegen Dänemark und kämpft nun darum, nicht in die Abstiegsrunde zu müssen. Was würde aber geschehen, wenn die Schweizer dennoch in diese müssten und am Ende als Verlierer vom Eis gehen?

Raeto Raffainer: Das ist eine zu hypothetische Frage. Wir haben erst zwei Spiele gespielt. Es liegen noch zwei Spiele gegen Kanada und die USA vor uns. Ich glaube an das Potential dieser Mannschaft.

An der Weltmeisterschaft in Helsinki ist nun die Hälfte der Vorrunde gespielt. Was sind Ihre persönlichen Top-Erlebnisse und was Ihre Flops?

Raeto Raffainer: Das kann ich nach drei Spieltagen und zwei Niederlagen der Schweiz nicht beantworten.