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Lugano - Wiederauferstehung des "Grande Lugano"?

In einer guten Saison kann Lugano jedem Gegner Paroli bieten. In einer chlechten können sie zum Kanonenfutter für die Gegner verkommen. Welches Gesicht werden die Südtessiner in der neuen Saison zeigen?

In den letzten beiden Saisons scheiterte Lugano jeweils am neuen Schweizermeister. Die Lugansei waren dabei nicht das schlechtere, sondern das Unglücklichere. Die Tessiner scheiterten dabei, weil sie zu viele Individualisten im Team hatten und zu wenig oft als Team auftraten. Kann der Panther dies in diesem Jahr korrigieren und wieder einmal einen Titel feiern? Unmöglich scheint es nicht. Die Konkurrenz hat in der Sommerpause nicht geschlafen und den einen oder anderen guten Transfer getätigt. Erstaunlich bei Lugano ist, dass sie trotz dem Spielermaterial immer gefährdet sind, in die Relegationsrunde verbannt zu werden. 

Wird Trainer Greg Ireland die Südtessiner zum Titel führen? (Bild: HC Lugano)

Die Ursachen dazu sind unterschiedlich. Einmal ist ein schlechter Start in die Saison verantwortlich. Ein andermal eine Verletzung mehrerer Spieler zum gleichen Zeitpunkt. Hier ist die Tiefe des Kaders massgebend. Dieser fehlt auch dieses Jahr wieder. Obwohl das Tessin in Biasca ein Farmteam betreibt, kann Sportchef Roland Habisreutinger in dieses senden. Seit Jahren hat Lugano dieses Problem, dass bei Verletzungen zu wenig gute Spieler nachrücken, um die Ausfälle zu kompensieren. Ändern wird sich an diesem Problem in den nächsten Jahren nicht. In Lugano nimmt die Bevölkerung den Klub wohl war, aber deren Begeisterung hält sich in Grenzen. Nur wenn der Klub Erfolg hat und wieder einen Titel, oder am Besen eine Dynastie aufbauen kann, steigt das Interesse am Klub im Sotto Ceneri. 

Zum Saisonstart verletzt - Damien Brunner ist nicht zu beneiden. (Bild: eishockeyticker.ch / Barbara Zimmermann)

Die Zielsetzung des HC Lugano muss in diesem Jahr wieder das Erreichen des Halbfinals sein. Die Tessiner haben den Kader dazu, verfügen mit Elvis Merzlikins und Daniel Manzatto eine sehr gutes Torhüter Duo, welches sich gegenseitig unterstütz. Dass Merzlikins als Nummer eins ins Rennen gehen wird ist unbestritten. Dabei ist auch Manzatto eine Nummer eins. Aber der Romand weiss, dass er im Moment nicht an Merzlikins vorbeikommt. Seine Rolle als Ausbildner und Kumpane des Letten nimmt er mit viel Elan wahr und weiss, dass er jeder Zeit für diesen eingewechselt werden kann. 

Elvis Merzlikins ist ein ausgezeichneter Torhüter. Auf ihn ist Verlass. (Bild: eishockeyticker.ch / Barabara ZImmermann)

In der Verteidigung ist die Balance zwischen hartem Zulangen und spielerischen Elementen ausgewogen. Die Defensive schirmt den Torhüter ab, lässt aus den gefährlichen Zonen kaum Abschlüsse zu und kann den Gegner zu Fehlern verleiten. Die Schwäche dieses Mannschaftsteil ist, dass einige Spieler zu wenig schnell und oft hölzern auf den Beiden wirken. Dieser Nachteil kann die Verteidigung im Boxplay zum Tragen kommen. Spielt der Gegner schnell, lässt die Scheibe zirkulieren und schnürt die Powerplaybox mit Druck zu, treten diese zu tage. Dies sah der Beobachter in der letzten Saison des Öfteren und machte sich seine Gedanken. Mit Trainer Greg Ireland wurden die Probleme noch offensichtlicher. Sie akzentuierten sich indes nicht weiter, da die Verteidigung bei gleichbestand der Kräfte ausgezeichnet mit den Mittelstürmern zusammenarbeiten.

Ein Verteidiger mit Kanten - Philipp Furrer vom HC Lugano kann vieles. Auch Offensiv. (Bild: eishockeyticker.ch / Barbara Zimmermann)

Die Offensive der Südetessiner verfügen mit Damien Brunner, Dario Bürgler, Linus Klasen und Luca Cunti über schnelle Läufer, welche bei Gegenstössen den Gegner schnell überwinden können und mit ihrem Tempo überfordern. Reichen diese vier indes aus, um permanenten Druck auf den Gegner auszuüben? Nein. Dies ist ein weiteres Problem der Tessiner. Sie verfügen im Sturm zu wenig Tiefe um das schnelle, moderne Eishockey spielen zu lassen. Alessio Bertaggia, Maxim Lapierre und Julian Walker sind Indianer, welche ihre Rolle einnehmen und mit viel Wucht die gegnerische Offensive zu unterdrücken versuchen.

Luca Cunti ist ein Freidenker und offensiver Freigeist (Bild eishockeyticker.ch / Barbara Zimmermann)

Über die Mitte kann Lugano zu wenig variieren um über alle vier Linien schnell zu sein. Dafür haben die Panther genügend Mittelstürmer, welche Defensiv verlässlich sind. Besonderes Augenmerk kann der Zuschauer auf den Finnen Jani Lajunen und den Schweizer Luca Cunti richten. Beide sind wendige, schnelle Spieler und am Bully stark. Sie verfügen das nötige Spielverständnis und können einen Spielzug zum vornherein ahnen und diesen dann schnell umsetzen. Mit Lapierre und Walker sind die Spieler der «Abbruch GmbH» gut vertreten. Diese langen gerne zu und verstehen das Handwerk der Provokation ausgezeichnet.

Wird dies den Tessinern zur Playoff Quailifikation reichen? Wenn die Luganesi einen guten Start in die Saison haben, sie von Verletzungen verschont bleiben dann könnten sie dies schaffen.  Der Kader ist mit seiner guten Mischung bereit, um einen Platz unter den ersten Vier sich sichern zu können. Vieles deutet darauf hin, dass Lugano wieder Grande wird.