Das Schweizer Frauen-Eishockey hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, das ist unbestritten. Der Stellenwert ist gestiegen, auch wenn das nicht überall so wahrgenommen wird.
Wichtiger Eckpfeiler in dieser Evolution ist das Frauen-Eishockey-Gremium, eine Art "Regionalkomitee des Frauen-Eishockeys", das in den letzten beiden Jahren in neuer Zusammensetzung in die Offensive gegangen ist und einiges ins Rollen gebracht hat. Doch auch die Swiss Ice Hockey Federation hat einen Schritt nach vorne getan.
Frei nach dem Motto "Stillstand ist Rückschritt" soll es in diesem forschen Tempo weitergehen.
Laure Aeschimann, Sie sind am letzten Wochenende als Präsidentin des Frauen-Eishockey-Gremium wiedergewählt worden. Wie sieht Ihre Bilanz nach den ersten beiden Amtsjahren aus?
Positiv, das Fraueneishockey geht innerhalb des Verbandes gestärkt aus den letzten beiden Jahren hervor. Wir haben einiges erreicht. Der Verband befasst sich viel mehr mit dem Fraueneishockey als früher und ich spüre einen starken Willen zur Unterstützung und zur Förderung.
Das Frauen-Eishockey-Gremium blieb auch nicht untätig.
Das ist richtig: Wir haben verschiedene Projekte realisiert, andere bereiten wir vor. So haben wir beispielsweise mit grossem Erfolg den Swiss Women's Hockey Cup neu belebt. Der neue Anzug sitzt perfekt, das wieder eingeführte Finalwochenende war ein voller Erfolg. Neu sind die Auswahlen der besten U15- und U13-Spielerinnen in der Regio League und damit beim FEHG angegliedert. Michael Fischer hat als Gremiumsmitglied ein Mandat zur Koordination erhalten und soll die beiden Auswahlen weiterentwickeln. Da ist einiges im Fluss. Unter anderem werden die beiden Auswahlen ab sofort als U16- und U14-Teams geführt.
Sie sprechen von einer positiven Cup-Bilanz. Werden 2016 mehr Teams (vor allem aus der SWHL A und B) teilnehmen?
Jedes Spiel war etwas Besonderes und hat für Aufmerksamkeit gesorgt. Verschiedene Teams, die nicht mitgemacht haben, haben schon angemeldet, dass sie sich für nächste Saison einschreiben werden. Ich hoffe in der kommenden Saison auf die Teilnahme (fast) aller Teams.
Auch in der Meisterschaft gibt es neue Teams.
Ja, das ist richtig. Wir rechnen mit ein paar neuen Mannschaften, die an der Meisterschaft teilnehmen werden.
Was sind Ihre Beweggründe für Ihre Arbeit im FEHG?
(Frauen)-Eishockey ist für mich eine Leidenschaft. Während meiner noch kurzen Amtszeit hat sich bereits Vieles bewegt, aber ich bin überzeugt, dass dies noch längst nicht das Ende ist. Viele Projekte sind erst angelaufen und es ist mir wichtig, diese weiter zu begleiten und gleichzeitig neue Ideen zu erarbeiten. Es ist allgemein eine tolle Dynamik auf Clubstufe spürbar und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Clubs und Teams ist sehr angenehm und konstruktiv.
Die Frauen stellen seit letzter Saison drei Delegierte im Eishockey-Parlament, das Frauen-Eishockey-Gremium steht auf der gleichen Stufe wie die drei Regionalkomitees, Sie selber sitzen im NAC - Nachwuchs- und Amateursport Comitee.
Richtig, das unterstreicht meine Aussage, dass die Akzeptanz gegenüber dem Fraueneishockey ganz klar grösser geworden ist. In beiden Gremien - DV und NAC - können wir als stimmberechtigte Mitglieder direkt Einfluss nehmen und unsere Anliegen vorbringen.
Das FEHG hat ein Label-Projekt für Frauenclubs/Teams ausgearbeitet. Was genau ist darunter zu verstehen?
Das Prinzip eines Labels ist einfach: Man sammelt aufgrund festgelegter Kriterien "Credits". Man "muss" nicht alle Kriterien erfüllen, sondern man versucht einige/möglichst viele zu erfüllen. Je mehr Kriterien erfüllt werden, desto mehr Credits erhält man und somit auch einen finanziellen Zustupf. Die Idee dahinter ist, jene Clubs/Teams, die sich für die Qualität und die Förderung des Fraueneishockeys einsetzen, finanziell zu unterstützen. Diese "Belohnung" soll auch gleichzeitig Motivation sein, noch mehr für eine gesunde Entwicklung des Fraueneishockeys zu machen und ihre Strukturen zu verbessern.
Ist die Finanzierung gesichert? Wann kann das Label-Projekt starten?
Das Grobgerüst des Frauenlabels steht, aber die Finanzierung ist noch nicht gewährleistet. Das Label muss jetzt auf politischer Ebene vorangetrieben werden und da spielen auch wieder die Delegierten eine wichtige Rolle. Die Einführung des Frauenlabels ist frühestens für die Saison 2017/18 geplant.
In den letzten Jahren wurde mehrmals - auch zusammen mit den Clubs - über Modusanpassungen diskutiert. Das Gremium hat an der Ligaversammlung erneut einen Vorschlag präsentiert. Wie sieht er aus?
Die SWHL B wird in der kommenden Saison aufgrund besonderer Umstände neun Teams umfassen (Clubwechsel Laufen zu Zunzgen-Sissach, Aufstieg Langenthal und Kreuzlingen). Das ist von den B-Clubs so abgesegnet worden. Nach einem Übergangsjahr wird die SWHL B mit 10 Teams gespielt werden. Wir registrieren auch eine Zunahme neuer Teams/Clubs in der C-Liga, sodass wir uns vorstellen können, eine "neue Liga" zwischen B und C zu schaffen. Wir versprechen uns davon eine "leistungsorientiertere" Meisterschaft. Das Ganze soll auch zu ausgeglichenen, weiterhin durchlässigen Ligen führen und - als Fernziel - zu einer Professionalisierung des Fraueneishockeys.
Das FEHG setzt sich auch bewusst für mehr Aktivitäten auf der Erfassungsstufe ein, organisiert mit verschiedenen Veranstaltern Girls Hockey-Projekte und Turniere.
Ja, unser Ziel muss es sein, mehr Mädchen zum Eishockey zu bringen, deshalb unterstützen wir alle möglichen Projekte in diese Richtung und versuchen mit unseren beschränkten finanziellen Mitteln, selber aktiv zu werden. Es ist wichtig die Mädchen so früh wie möglich zusammenzubringen. Wir versuchen damit auch die Ausfallrate möglichst tief zu halten. Nach dem Pilotprojekt, mit Girls Teams an Piccolo/Bambini-Turnieren teilzunehmen, wollen wir dies auf alle drei Regionen auszuweiten und aus einzelnen Anlässen eine Tradition machen.
Sie haben drei Wünsche offen. Was wünschen Sie sich für das Schweizer Frauen-Eishockey in den nächsten Jahren. Kurzfristig, mittelfristig und langfristig...
Kurzfristig möchte ich, dass das Fraueneishockey noch mehr Aufmerksamkeit erhält. Dazu brauchen wir einerseits mehr Mittel, andererseits ist aber auch Eigeninitiative gefragt. Mittelfristig wünsche ich mir eine Weiterentwicklung, eine noch bessere Positionierung und Professionalisierung auf allen Stufen: Erfassung, Meisterschaft, Auswahlen und Nationalmannschaften. Die Nationalteams sind unser Aushängeschild. Deshalb sind starke Nationalteams unabdingbar. Langfristig sehe ich eine Professionalisierung des Fraueneishockeys auf Stufe SIHF und vor allem auch mehr Spielerinnen, die eine gesunde Konkurrenz in der Meisterschaft und in den Nationalteams bringen. Dies alles im Sinne einer Qualitätssteigerung.
Vergessen wir nicht: Rom wurde nicht in einem Tag gebaut. Ergo lässt sich die Fraueneishockey-Welt auch nicht von einem Tag auf den andern revolutionieren. Aber ich bin überzeugt, dass unser Sport Schritt für Schritt wichtiger und auch als solches wahrgenommen wird. Es ist die Aufgabe des Frauen-Eishockey-Gremiums, diese Evolution in die richtige Richtung zu leiten und aktiv zu begleiten.