Die Leistung des äusserst jungen Schweizer Teams - auf die kommende Saison scheiden nur gerade sechs Spielerinnen altersbedingt aus - verdient allerhöchsten Respekt. Headcoach Steve Huard und seiner Assistentin Florence Schelling ist es gelungen, ein gut harmonierendes, willensstarkes und systemtreues Team zu formen, das auf den Punkt genau die bestmögliche Leistung abrufen konnte und phasenweise über sich hinausgewachsen ist.
Die Schweizerinnen stellten mit Sicherheit nicht das talentierteste Team, aber sie spielten ihr Defensivsystem mit einer Genauigkeit und einer Überzeugung, welche die erstaunlichen Resultate erst möglich machten. Viel dazu beigetragen hat auch die Neuausrichtung in der WM-Vorbereitung, während der sich das Team in neun Spielen gegen starke Novizen-Top-Teams seine Spielorganisation in der Defensive verinnerlichen konnte.
Die Art und Weise, wie die Schweizerinnen in Druckphasen des Gegners ruhig, abgeklärt und überlegt verteidigten, überraschte nicht nur die Gegnerinnen. Und mit Saskia Maurer hatten die Schweizerinnen eine Torhüterin, die Weltklasseleistung an Weltklasseleistung reihte und das Team immer wieder mit ihrer Sicherheit und Ausstrahlung beflügelte. Die Teamleistung ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass (noch) keine der Schweizerinnen - im Gegensatz zu früheren Teams - in ihren heimischen Frauen- oder Novizen-Teams eine Hauptrolle spielt. Viele sind Stammspielerinnen, andere nur Ergänzungsspielerinnen.
Faire Schweizerinnen
So diszipliniert wie dieses Team hat selten eine U18-Auswahl an einer WM gespielt. Nicht nur in Sachen Spielorganisation, sondern vor allem auch in Sachen Körpereinsatz: Die Schweizerinnen waren das am wenigsten bestrafte Team. Auch das ist eine Novität in der 12-jährigen Geschichte der U18-WM.
Eines aber hat WM trotz effizienter und kluger Spielweise, höchstem Einsatz und gefühlten 100 blockierten Schüssen nicht kaschieren können: Das athletische Defizit des Teams. Das zeigte sich vor allem in der Offensive: Wichtige Elemente wie Durchsetzungsvermögen, Schnelligkeit und Schussgewalt und Genauigkeit blieben oft hinter der herausragenden Defensivleistung zurück.
Das Problem ist erkannt und trägt in der laufenden Professionalisierung der Frauen-Nationalmannschaften - Daniela Diaz als vollamtliche Nationaltrainerin, U16-Headcaoch Tatjana Diener in einem 50%-Pensum als Off-Ice-Verantwortliche aller Nationalteams, Erweiterung der Leistungstests - erste Früchte. Doch die Bestrebungen können nur (weiterhin) fruchten, wenn die Spielerinnen gewillt sind, ihre Komfortzone zu verlassen und auch die Frauen-Clubs in ihren Trainingsprogrammen der Athletik noch mehr Aufmerksamkeit schenken.
Schweden – Schweiz 2:1 (1:1, 1:0, 0:0)
Obihiro, Arena 2 – 152 Zuschauer – SR. Kuroda/Ruzickova, Moore/Sainio
Tore: 3. (2.18) Ingold (Zimmermann, Surdez) 0:1. 3. (2.56) Ljungblom (Waxin, Olsson) 1:1. 26. Thuvik (Ljungblom, Ausschluss Hauser) 2:1.
Strafen: Schweden 3 x 2 Minuten , Schweiz 1 x 2 Minuten.
Schweiz: Maurer; Lutz, Vallario; Christen, Gianola; Hauser, Poletti; Luternauer, Messerli; Zimmermann, Ingold, Surdez; Bachmann, Leemann, Pagnamenta; Besson, Neuenschwander, Staub; Harju, Bardill.
Bemerkungen: Schussverhältnis 12:31 gegen die Schweiz . Best Player Schweiz: Lena-Marie Lutz. Saskia Maurer, Lara Christen und Alicia Pagnamenta als beste Schweizer Turnierspielerinnen ausgezeichnet.