Mathias Seger nimmt kein Blatt vor den Mund. Der besonnene und sonst ruhige Nationalmannschafts-Captain stellt sich in der Kolumne des "Tagesanzeiger" der aktuellen Diskussion zur Nationalmannschaft. "Sicher, vieles war nicht optimal in Augsburg und die Resultate waren schlecht. Aber die Saison hat erst begonnen," schreibt Seger. "Es ist eine neue Mannschaft, einiges wurde verändert am System, der Prozess beginnt erst zu Rollen im Hinblick auf die WM. Dass nun gleich ein solcher Schwall von Kritik kam, zeigt, wie wenig die Nationalmannschaft derzeit geniesst."
Dann geht der Captain über zur Kritik an den Klubs. Diese hätten während Jahren das Aufgebot der Nationalmannschaft bestimmt. Dieses Jahr sei dies anders gewesen. Zum ersten Mal seit langem habe wieder der Nationaltrainer bestimmt, welche Spieler in die Nationalmannschaft aufgeboten wurden. Er hoffe, dass unter Patrick Fischer wieder ein Kern in der Nationalmannschaft gebildet werde, welche gerne in das Team komme und dies ein Trumpf für die Schweiz werde. "Anders als grosse Nationen wie die Kanada ist, haben wir die Taktik verinnerlicht und müssen uns nicht erst finden. Wir waren eine verschworene Einheit und traten als diese auf."
"Wenn das Nationalteam verwässert wird, wirft dies auch ein schlechtes Licht auf die Liga und deren Klubs. Nehmen sie die Nationalmannschaft eigentlich ernst oder nicht? Es stellt sich die Frage, ob die Klubs wirklich alle die verschiedenen neuen Wettbewerbe ernst nehmen oder nicht."
Seger teilt aus
Dann holt Seger zu einer Schelte an den Klubs aus. "Es darf jedenfalls nicht mehr sein, dass der Nationalcoach betteln gehen muss: 'Darf ich diesen oder jenen Spieler haben?' Durch die Umstrukturierungen des Schweizer Eishockey haben sich die Kräfteverhältnisse zu Gunsten der Klubs verschoben, der Verband ist nun in deren Obhut gerutscht. Doch sie müssen die Verantwortung übernehmen."
Die Kritik von Seger kann gut nachvollzogen werden. Und trifft den Kern der Sache sehr gut. Die Nationalmannschaft verkam in den letzten Jahren vermehrt zu einem Spielball der Klubs. Und dies wirkte sich auf die Nationalmannschaft aus. Unter Fischer dürfte sich dies wieder ändern. Ansonsten, und dies sollte den Verantwortlichen zu denken geben, stösst die Schweiz nicht unter die Top vier Nationen vor. Sondern landet wie Deutschland, die Slowakei oder auch die Tschechische Republik, bald weiter hinten in der Weltrangliste. Dies kann sich die Eishockey Schweiz nicht leisten.
Alle Beteiligten müssen nun endlich am gleichen Strick ziehen und das Aushängeschild der Schweiz, die Nationalmannschaft, bedingungslos unterstützen. Da sind alle gefordert Krempelt die Ärmel hoch und beginn die Zusammenarbeit. Jetzt ist es noch nicht zu spät!