Seit neun Jahren oder der Saison 2008/2009 hat kein anderes Team den Titel geholt als die ZSC Lions (fünfmal) und Lugano (viermal), der DHC Langenthal - vier Jahre nach dem Kollaps heute unter dem Namen SC Langenthal in der zweithöchsten Spielklasse - war der letzte Herausforderer, der es 2009 in den Final schaffte. Und so präsentiert sich auch die Ausgangslage für die am kommenden Wochenende beginnende Meisterschaft der SWHL A etwas monoton, wie immer. Oder etwa doch nicht?
Das Meisterteam der ZSC Lions verliert mit Sabrina Zollinger (Schweden), Reica Staiger (Pause) und Noemi Ryhner (Reinach) drei Spielerinnen aus den aktuellen A- und U18-Nati-Kadern und zusätzlich mit Nadine Hofstetter (Reinach), Andrea Odermatt und Christie Blackburn (beide USA) sowie der ehemaligen österreichischen Topscorerin Eva Beiter wertvolle Ergänzungsspielerinnen. Doch die Zürcherinnen tätigten mit Alina Müller auch den bestmöglichen Schweizer Transfer und verpflichteten daneben die Kanada-Schweizerin Jessica Valloton. Die 20-jährige Winterthurer Nati-Stürmerin kann ein Spiel im Alleingang entscheiden, das hat sie nicht nur in den verschiedenen Nachwuchsteams sondern auch international in der U18 und der A-Nati mehrmals bewiesen.
Mit dem Österreicher Georg Taferner, in der Schweiz unter anderem Trainer in Laufen, steht ein neuer Übungsleiter an der Bande. Er wird an den Titeln von Daniela Diaz und Jürg Amsler gemessen werden und seine Aufgabe wird es sein, das exzellente Kader mit vielen Nationalspielerinnen und jungen Talenten bei Laune zu halten und weiter zu entwickeln.
Luganos Top-Verstärkung
Auch Vizemeister Lugano hat mit den beiden Verteidigerinnen Céline Abgottspon (USA) und Nathalie Buser (Rücktritt) sowie der Kanadierin Carly Payerl drei routinierte Spielerinnen verloren, holte mit der US-Amerikanerin Blake Bolden eine der Top-Verteidigerinnen aus der National Women's Hockey League NWHL. Sie wird mit Sicherheit eine der Attraktionen der Liga sein.
Die tschechische Internationale Simona Studentova, letztes Jahr Topscorerin in der C-Liga, soll vorne neben den arrivierten Schweizerinnen für die Tore sorgen. Studentova, mittlerweile 31 Jahre alt, aber immer noch Stammspielerinnen in Tschechiens Nationalteam, hat zu ihren besten Zeiten in der Schweiz einen Schnitt von rund 1,5 Punkten pro Spiel erreicht. Ob ihr das auch weiterhin auf höchstem Schweizer Niveau gelingen wird, ist zumindest fraglich.
Bomo Thun mit grossen Namen
Von den vier notorischen Aussenseitern können höchstens zwei in die Herausforderer-Rolle wachsen - falls denn auch alles zusammenpasst. Bomo Thun, der letztjährige Doppel-Bronzemedaillengewinner (Meisterschaft und Cup) hat sein Team trotz Abgängen klar verstärkt. Dies dank Nati-Verteidigerin Sarah Forster und den beiden Nordamerikanerinnen Leslie Oles und Molly Strabley.
Vor allem die 27-jährige Kanadierin Leslie Oles war in der kanadischen Uni-Liga und später in der Canadian Women's Hockey League eine "grosse Nummer" mit einem beeindruckenden Leistungsausweis. Die US-Verteidigerin Molly Strabley (vier Jahre in Princeton) wird in Thun als Stürmerin - zusammen mit Oles und der dritten Ausländerin Lara Escudero - auf Torejagd gehen. Für die Thunerinnen spricht zudem, dass sie in der zweiten Saison unter ihrem kanadischen Trainer Steve Huard systemtechnisch auf dem erfolgreichen letzten Jahr aufbauen können.
Reinach ein Playoff-Kandidat
Auf dem Papier ist Reinach nach zwei harten Jahren wieder ein klarer Playoff-Kandidat. Headcoach Melanie Häfliger - seit kurzem auch Assistentin im U18-Nationalteam - ist es gelungen, das junge Team zusammenzuhalten und durch ein gerüttelt Mass an Erfahrung und Talent zu verstärken: Nicht weniger als fünf aktuelle oder frühere Nationalspielerinnen wechselten zu Reinach, wobei die Rückkehr von Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Julia Marty an ihre alte Wirkungsstätte sowie die Wechsel der beiden U18-Nationalspielerinnen Rahel Enzler und Noemi Ryhner (fällt nach Kreuzbandriss bis Ende Jahr aus) besonders ins Gewicht fallen.
Erfahrung aus sechs Jahren in der höchsten Spielklasse bringt auch die 27-jährige Andrea Fischer mit. Reinachs Problem könnte die Tatsache sein, dass rund die Hälfte aller Spielerinnen zusätzlich in Nachwuchsteams spielen und deshalb nicht immer verfügbar sind.
Auch Weinfelden könnte ein Wörtchen mitreden im Kampf um die Playoffs. Die Ostschweizerinnen wollen in ihrer fünften Saison in der obersten Spielklasse weg vom letzten Tabellenplatz und in die Playoffs. Sie können auf die beiden Nationaltorhüterinnen aus der Schweiz und Frankreich, Andrea Brändli und Caroline Lambert, die Slowakin Viktoria Ihnatova und Rückkehrerin Rahel Michielin zählen.
Der Aussenseiter
Klarer Verlierer auf dem Transfermarkt ist der Bronzemedaillengewinner von 2015, Neuchâtel Hockey Academy. Die Abgänge von Sarah Forster, Julia und Stefanie Marty, Andrea Fischer und Marylin Fortin konnten mit den wenigen Zuzügen nicht wettgemacht werden. Das Team von Yan Gigon wird – trotz neuen Ausländerinnen - Mühe haben, den Kampf um die Playoff-Plätze anzunehmen.
Die Meisterschaft der SWHL A beginnt am kommenden Sonntag mit reduziertem Programm. Da die ZSC Lions und Lugano an einem internationalen Turnier in Biasca teilnehmen (!) stehen anstatt sechs nur gerade zwei Spiele auf dem Programm.
Artikelfoto: StrategicWebDesign_Net (CC0 Creative Commons)