Wer kann dieses Jahr den EV Zug in Bedrängnis bringen? Der SC Bern? Nein, denn der Schweizer Meister ist in einem Umbau und die Centerposition ist nach dem Abgang von Martin Plüss noch zu wenig stabil. Die ZSC Lions? Nein, denn der Löwe ist mit internen Problemen belastet, welche durch den Trainer verursacht werden. Der Lausanne HC? Nein, nach der letztjährigen Perestroika unter Dan Ratushny muss zuerst eine Konsolidierung innerhalb des Teams erfolgen.
Der EV Zug startet als Favorit in die Saison und wird in diesem Jahr das Mass aller Dinge sein. Nach einer Verjüngung im Kader und den Lehren aus dem Finale des letzten Jahres haben Sportchef Reto Kläy und CEO Patrick Lengweiler ein Team mit Meisterambitionen zusammengestellt. Nicht mehr das Mittelmass wird gefordert, sondern der Titel soll das Ziel sein. Josh Holden war eines der «Opfer» dieser Ausrichtung. Er wird in Zukunft für die EVZ Academy auf Punktejagd gehen und den jungen Spielern viele Tipps und Anregungen geben. Sollte Not am Manne sein, so wird der Center in die erste Mannschaft geholt und dort eingesetzt.
Josh Holden wird als "Springer" eingesetzt. (Bild: eishockeyticker.ch / Barbara ZImmermann)
Eine Schwachstelle des EV Zug ist auf der Torhüterposition vorhanden. Nach Tobias Stephan verfügen die Zentralschweizer über keinen gleichwertigen Ersatz. Weder Noël Bader noch Sandro Aeschlimann können Stephan über eine längere Zeit gleichwertig ersetzen. Zu wenig Erfahrung haben die beiden auf dem höchsten Nationalen Niveau. Dies könnte sich bei einer Verletzung Stephan`s negativ auswirken. Sollte dies eintreffen, dann wird Reto Kläy auf dem Transfermarkt tätig werden und einen ausländischen Torhüter holen.
Wer wird Tobias Stephan ersetzten, wenn sich dieser verletzen sollte? (Bild: eishockeyticker.ch / Barbara Zimmermann)
In der Verteidigung wird mit Raphael Diaz ist der aktuell beste Schweizer Verteidiger auf heimischen Eis zu bewundern sein. Seine Übersicht, der harte Schuss von der blauen Linie und das Spielverständnis sind ausgezeichnet. Die Führungsqualitäten des Verteidigers sind unbestritten und seine Erfahrungen in der NHL sind für den Klub Gold wert.
Mit Santeri Alatalo, Dominik Schlumpf und Robin Grossmann sind bewegliche und schnelle Verteidiger im Kader. Diese können hart wie auch läuferisch das Speil gestalten. Dabei ist die Entwicklung von Dominik Schlumpf beachtenswert. Seit er in Zug spielt, wurde seine Plus/Minus Bilanz und sein defensives Spiel klar besser. Grossmann ist im Powerplay für das zweite Specialteam enorm wichtig. Seine harten und genauen Schüsse ab der blauen Linie sind für jeden gegnerischen Torhüter ein Problem. Santeri Alatalo ist ein vielseitiger Verteidiger, welcher gerne mit der Scheibe nach vorne läuft.
Ein harter Verteidiger mit einem satten Schuss: Dominik Schlumpf (Bild: eishockeyticker.ch / Barbara Zimmermann)
Timo Helbling und Johan Morant sind für die physische Spielweise des Teams verantwortlich. Kann beim ersteren davon ausgegangen werden, dass er auch spielerische Akzente setzen kann, so ist Morant der Provakateur, der oft die Linie des Erlaubten überschreitet. Oft schadet Morant dem Team mehr, als dass er ihm nützt.
Der Sturm mit David McIntyre, Carl Klingberg und Lino Martschini sorgen für Tempo nach vorne. Dazu gesellen sich Reto Suri, Nolan Diem, Dominic Lammer und Viktor Stalberg. Allen eins ist, dass sie in engen Spielen jede Verteidigung überlaufen, ausdribbeln und vor dem Tor für viel Gefahr sorgen. Für die Arbeit vor dem Tor und dem versenken von Rebounds sind sie sich nicht zu schade und bringen damit immer Gefahr vor das Tor.
Nolan Diem, ein Spieler der in Zug eine grosse Rolle übernehmen kann. (Bild: eishockeyticker.ch / Barbara Zimmermann)
Ein Fragezeichen setze ich beim Trainerstaff an. Wie kann Harold Kreis und Valtteri Immonen mit dem Umstand umgehen, dass sie den neuen Vertrag erst nach der Saison erhalten haben? Wie sehr nagt dies an ihnen? Das Kreis ein ausgezeichneter Kommunikator und ein guter Ausbildner ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Immonen kennt die Organisation In- und Auswendig und versteht sich mit den jungen ebenfalls sehr gut. Reicht dies aber um die Saison zu bewältigen? Was geschieht, wenn die Zentralschweizer keinen Erfolg haben würden? Dann würde aus einem sehr guten Team, welches für den ersten Platz gesetzt zu sein scheint, ein mittelmässiges, welches mit den Ängsten eines Mittelklasse Teams umzugehen hätte. Dass die Führung der Zuger auch dies Meistern können ist sicher. Die Zentralschweizer sind nicht mehr eine Organisation, welche sich auf dem Weg nach oben befinden. Sie sind oben angekommen. Zug wird in den nächsten Jahren eine Macht im Schweizer Eishockey werden und den Grossen Vier mehr als Gefährlich werden.