Ich erinnere mich an die erste Partie in der ich Nico Hischier sah. Dies war 2015 in Zug an den Weltmeisterschaften der U18 Junioren. Schon damals sah man im Walliser, dass er ein besonderer Eishockeyspieler war. Sein Spielverständnis, seine Übersicht und seine Art sich auf dem Eis zu bewegen, waren besonders. Er würde in seinem Draft Jahr weit oben landen war mein Gedanke.
Im selben Jahr konnte ich ihn noch genauer beobachten. Anlässlich des Ivan Hlinka Turniers verfolgte ich ihn etwas genauer. Auch ein guter Kollege von mir, der in Nordamerika sein Geld mit dem Scouting verdient, war von ihm begeistert. Ich fragte ihn damals, welcher Spieler für ihn die Überraschung des Turniers sei. Seine Antwort kam schnell, ohne lange zu überlegen:"Nico Hischier."
Nico Hischier wurde je länger je besser
Im verlaufe des Jahres sollte ich Nico Hischier noch oft sehen können. Je länger ich ihn beobachtet, umso auffälliger wurde mir, dass er ein Spieler der besonderen Art ist. Ich sah noch nie einen solchen Center mit Schweizer Lizenz. Wenn der gross gewachsene Hischier auf dem Eis stand, dann war immer Gefahr vor dem Tor des Gegners. Nicht nur dieser eine Aspekt stich mir in die Augen. Der Walliser war einfach überall.
Erhielt er an der WM in Zug und Luzern noch wenig Eiszeit, so steigerte sich diese im folgenden Jahr. An der U20 WM in Helsinki im gleichen Jahr genoss ich jede Minute, die Hischier auf dem Eis war. Dort war der Naterser noch nicht so auffällig wie an der folgenden WM in Montreal und Toronto. Dort trug er, wie die Nordamerikaner so schön sagen, das ganze Team auf seinem Rücken. Diese WM war es denn auch, welche die Scouts von den Fähigkeiten des Walliser noch mehr überzeugten. Hier war er der Spieler, welcher das Team führte, welcher Verantwortung übernahm und sich immer wieder mit schnellen Angriffen bemerkbar machte.
Einen riesen Schritt machte der Walliser in Halifax
Die Grundzüge seines Spieles hatten sich Grundlegend geändert. Nicht nur seine Fähigkeiten in der Offensive waren nun besser, auch sein Spiel nach hinten. Alles im allen war Nico Hischier solider, stabiler in seinem Spiel geworden. Reifer würde man schreiben. Aus einem offensiven Spieler wurde ein Spieler, der als Center in den wichtigen Phasen eines Spieles Verantwortung übernahm. Er blockte Schüsse, machte die Laufwege seines Gegners eng, lies den Angreifer oft auflaufen und wenn er an die Scheibe kam, wechselte er fliessend in den Angriff über. Einen Fehlpass sah man bei ihm selten. Und wenn, dann erkämpfte er sich die Scheibe zurück.
Patrick von Verletzungen gestoppt
Und Nolan Patrick? Ihm wurden die Verletzungen der letzten Jahre zum Verhängnis. Immer wieder wurde der Kanadier, der aus Winnipeg stammt, durch diese in seiner Entwicklung gebremst. Dieses Risiko wollte New Jersey nicht eingehen. Sie luden ihn schon gar nicht zum medizinischen Test ein, welcher die Teams mit ihren Prospects normalerweise vor dem Draft durchführen. Seine Enttäuschung war ihm denn auch ins Gesicht geschrieben, als die Devils verkündeten, dass nicht er, sondern der Schweizer ihre Wahl war.
Dass Patrick dennoch als Nummer zwei von den Philadelphia Flyers gewählt wurde, war dann doch eine kleinere Überraschung für mich. Denn ich sah ihn aus den Top fünf fallen.
Für mich wird Nolan Patrick aktuell zu hoch eingeschätzt. Versteht mich nicht falsch, er ist ein begnadeter, ja ausgezeichneter Spieler, welcher seinen Weg noch gehen wird. Für die NHL ist der Kanadier noch nicht bereit. Er muss sich noch in vielen Bereichen verbessern. Vor allem in der Defensive ist er nicht so weit, wie dies Nico Hischier ist. Das eine oder andere Mal unterlaufen Patrick Fehler, die er vor seiner Verletzung nicht gemacht hat. Er versucht diese jedoch zu kaschieren. Den Scouts fiel dies auf und so wurde der Aufstieg des Nico Hischier zu seinem "Problem".
Patrick ein Kandidat für Europa?
Eine Frage die mich immer wieder beschäftigt und mich, seit ich Patrick spielen sah, immer neu stellte: Kann Patrick überhaupt eine dominierende Rolle in der NHL übernehmen? Ist er dazu fähig? Er könnte durchaus zu einem Spieler werden, den man in den jungen Jahren oft als sehr gut eingeschätzt hat, um am Ende des Tages dann doch nicht das zu erhalten, was man von ihm erwartet hat. Mich würde es nicht erstaunen, wenn er eher früher als später in Europa landen würde.
Für mich kann er in Europa sein Spiel besser aufbauen, eine Linie besser führen und die grösseren Eisfelder besser ausnützen. Bevor aber Patrick von den Flyers fallen gelassen wird, wir er von diesen jede mögliche Unterstützung erhalten. Wie dies nun Nico Hischier mit seinem Teamkollegen Mirco Müller bekommt. Die "Teufel" werden alles tun, dem teuflisch guten Spieler aus der Schweiz einen guten Start in die NHL zur ermöglichen. Und dazu genügend Zeit, sich zu entwickeln. Der Walliser wird mit New Jersey eine neue Aufgabe erhalten: Eine angeschlagene Franchise auf dem Weg des Umbaus stabiler zu machen. Um eines Tages mit ihnen zusammen ein weiteres Kapitel in der Geschichte der NHL zu schreiben: Stanley-Cup Sieger.